Arne, Henning & Tom on Tour - Konzerttagebuch

Schlagwort: Pink Floyd

Die Laser-Toblerone unter’m Mercedes-Stern

Dies ist keine Übung: Roger Waters ist in der Stadt und bespielt zum wiederholten mal die  uncharmante Mehrzwecke-Halle an der Warschauer Brücke, von deren Dach inzwischen ein kaum zu übersehender Mercedes-Stern prangt. Fast hat man den Eindruck, der gehöre dort als ironischer Kommentar hin, wenn Waters im Ledermantel zu seiner berühmt-berüchtigten Faschistenparodie aus dem letzten The Wall-Viertel ansetzt.

Auto-Stern und Hammer-Kreuz.

Klammert man Waters’ fragwürdige Engagements und seine verstrahlten Interviews einmal aus: Künstlerisch bietet er eine kraftvolle und gewohnt bildgewaltige Show mit einem satten Anteil an Pink Floyd Klassikern aus den – nach allgemeiner Auffassung – besten Jahren der Band. Insbesondere die zweite Seite von Wish You Were Here macht uns Freude, mit einem reduzierten Titelsong und dem drängenden Shine On You Crazy Diamond – Teil 6, bei dem Jon Carin an der Slide-Gitarre die Kohlen sicher aus dem Feuer holt.

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2020 Live aus der Konserve – ein anderer Jahresrückblick

Das Geschäftsjahr 2020 von SRT ist, wie viele andere Dinge auch, der Covid-19-Pandemie zum Opfer gefallen. Konzerte in Clubs, Hallen oder vollen Stadien gehörten zu den ersten abgesagten Veranstaltungen und werden wohl zu den letzten Bereichen gehören, in denen wieder Normalität einkehrt. Live-Musik musste in diesem Jahr aus der Konserve kommen. Was liegt da näher, als in diesem Jahresrückblick auf die Live-Alben des Jahres 2020 einzugehen.

Platz 5: Depeche Mode – Live SPiRiTS

Tatsächlich habe ich Depeche Mode noch nie live gesehen, obwohl ich sie immer wohlwollend auf dem Radar hatte. Master and Servant, People are People und Just Can’t Get Enough waren damals die Songs (natürlich in der 12” Maxi-Version), die auf keiner Fete (so hieß das früher) fehlen durften. Music for the Masses machte mir damals klar, dass ich größere Boxen brauche, weil es meine Kompaktanlage an seine Grenzen brachte. 101 zählte zu meinen Lieblings-Live Alben. Als ich später, ab Mitte der 90er-Jahre, intensiverer Konzertgänger wurde,  hatten Depeche Mode für mich an Bedeutung verloren.  Die Konzertfilme dieser Jahre und später auf Youtube ließen nie den Funken überspringen. Die beiden  auf Live SPiRiTS dokumentierten Konzerte in der BerlinerWaldbühne vom Juli 2018 hatte ich tatsächlich kurzfristig im Blick und einen Besuch in Erwägung gezogen.

SRT-Kollege Tom hatte bereits Tickets, musste aber krankheitsbedingt absagen. Bei mir war es terminlich eng, so verwarf in den Plan. Als ich die Setlist des 2. Abends mit Everything Counts, Heros, Never Let Me Down Again und Just Can’t Get Enough sah, ärgerte ich mich bereits, dieses Konzert verpasst zu haben. SPiRiTS in the Forest, der Mix aus Doku und Konzertschnipseln, den Depeche Modes langjähriger Begleiter Anton Corbijn zusammengeschustert hatte, riss mich wieder nicht so recht mit. Der Fluss fehlte einfach, als ich ihn eines Abends zufällig auf arte sah. Die im März erschienene CD-BluRay Variante von SPiRiTS in The Forest enthält glücklicherweise den aus beiden Abenden zusammen geschnittenen, kompletten Konzertfilm Live SPiRiTS ohne künstlerische Doku-Unterbrechungen. Dabei springt der Funke dann auch über.

Platz 4: Father John Misty – Off-Key in Hamburg

Dieses Album wäre fast an mir vorüber gegangen, hätte es Jan Böhmermann nicht in seinem Podcast Fest und Flauschig erwähnt. Es ist ein Mitschnitt des tatsächlich letzten Konzertes, welches ich vor der Pandemie gesehen habe. Der Mitschnitt ist nur digital über Bandcamp erhältlich. Ein Download als FLAC ist möglich. Ein ausführlicher Bericht über den Auftritt von Father John Misty in der Elbphilharmonie findet sich hier bei uns im Blog. Die Soundprobleme, die mir in der Halle an diesem Abend aufgefallen waren,  sind in diesem Mitschnitt glücklicherweise nicht zu hören.

Platz 3: The Rolling Stones – Steel Wheels Live (Atlantic City 1989)

Mit dem 89’er Atlantic City Konzert haben die Rolling Stones einen Schatz aus ihrem Archiv veröffentlicht. Das Konzert ist legendär, nicht nur wegen Gastauftritten von Gästen wie Axl Rose, Izzy Stradlin, Eric Clapton und John Lee Hooker. Die Steels Wheels Tour war nicht nur die letzte Tour mit Bill Whyman am Bass, sondern auch der Start in den – nennen wir es mal – zweiten großen Karriereabschnitt der Stones, nach einer etwas ruhigeren Phase in den 80’er Jahren. Seither touren sie als Legenden um die Welt. Wie Keith Richards einmal sinngemäß sagte: „Früher sind wir getourt um ein Album zu promoten, heutzutage machen wir ein Album um eine Tour zu rechtfertigen.“

Ein erstklassiges Konzert, das sowohl als Film als auch als Audioaufzeichnung enthalten ist. In der limitierten Deluxe-Ausgabe findet sich auch noch ein Videomitschnitt eines Konzerts aus Tokio und ein schöner Bildband.

Für mich ist der Konzertmitschnitt eigentlich kalter Kaffee, allerdings mit einer besonderen Bedeutung. Ich hatte mir damals (Anfang der 90’er) das legendäre Atlantic City `89 Bootleg des Swinging Pig Labels gekauft. Da mich damals die Hintergründe zu den seinerzeit  weit verbreiteten Bootlegs interessierten, rief ich den Geschäftsführer von Swinging Pig einfach an, stellte ihm ein paar Fragen und schrieb einen Artikel für unsere Schülerzeitung über das Label. Aufhänger war der Atlantic City-Mitschnitt. Der Text wurde bemerkt und landete etwas später dann auch als Beitrag  auf der Feuilleton-Seite unserer Lokalzeitung und stelle so meinen ersten bezahlten und auch in nicht unbedeutender Auflage gedruckten journalistischen Text dar.

Irgendwie hinterließ der Mitschnitt auch den Eindruck, Atlantic City sei eine schillernde, glamouröse Stadt. Als wir 10 Jahre später im Zuge unserer Roger Waters In The Flesh-Reise einen Zwischenstopp in Atlantic City einlegten, fanden wir allerdings eine bei Tageslicht wenig ansprechenden Ort vor. So sind mit dieser neuen Box viele alter Erinnerungen verbunden, die ihr einen besonderen Platz in meiner Sammlung garantieren.

Platz 2: Idiot Prayer – Nick Cave alone at Alexandra Palace

Das erste und einzige “Corona-Konzert“ in der Liste. Für das Nick Cave Konzert in Köln 2020 hatte ich Tickets. Zusammen mit dem geplanten Kraftwerk-Konzert am Vortag in Bonn wäre es ein schönes Konzertwochenende geworden. Zwischenzeitlich haben Nick Cave und die Bad Seeds ihre zuerst auf 2021 verschobene Europatour komplett abgesagt. Daher müssen wir vorerst mit Nick allein im Alexander Palace vorlieb nehmen.

Auf dem Album präsentiert er uns Solo-Versionen seiner Songs, wie er sie auf seiner „Ein Abend mit Nick Cave“ – Tour gespielt hat. Wunderbar anzuhören. Man kann das Album auch getrost am Heiligabend als Hintergrundmusik laufen lassen … man darf nur nicht all zu sehr auf die Texte hören, das würde nicht zum Anlass passen.

Platz 1: Nick Mason’s Saucerful Of Secrets – Live At The Roundhouse

„It is obvious …“ singt Syd Barrett, der für viele Songs auf diesem Live-Mitschnitt verantwortlich ist. Ist es nicht etwas einfach, dieses Album auf Platz 1 der Liste zu setzen? Nimmt man nicht besser eine völlig unbekannte Indie-Band, um zu zeigen, dass man „ganz tief drin ist im Business?“  Möglich. Ich gebe auch zu, mit mir gerungen zu haben, welcher von beiden Nicks den ersten Platz bekommt. Am Ende war der Sound ausschlaggebend. Nick Mason und seine Saucerful of Secrets haben uns 2018 und 2019 wundervolle Konzerte beschwert und sollten es auch 2020 tun. Tickets für die Münsterlandhalle und das Tempodrom waren bereits gebucht. Aktuell hoffen wir auf Nachholtermine 2021.
Bis dahin muss uns der Mitschnitt aus dem legendären (welch inflationär gebrauchtes Wort in diesem Blogbeitrag!) Roundhouse in London  genügen. Mit Tom war auch ein SRT-Abgeordneter vertreten. Werner von Pulse & Spirit war ebenfalls vor Ort. Man hoffte insgeheim auf einen Gastauftritt von David Gilmour, doch der blieb aus, was aber keiner der Anwesenden im Nachhinein als Enttäuschung empfand.

Der Mitschnitt zeigt die Band am Anfang der Europa-Tour 2019. Wer sich die Berichte auf SRT zu den Sommerkonzerten angesehen hat, weiß, dass sich die Band über  die Monate immer weiter gesteigert hat, um ihre absolute Hochform am Ende der Tour zu erreichen. Das merkt man der Spielfreude der Band an diesen beiden Abenden aber nicht an.

Vorsicht: Standardmäßig startet der Film auch ein einem dieser unsäglichen Doku-Konzert-Mixe. Glücklicherweise kann man in der Music-Only-Version auch den kompletten Konzertfilm ohne störende Unterbrechungen sehen. Um den Konzertfluss etwas zu straffen,  hat man viele der live ganz unterhaltsamen Ansagen herausgeschnitten. Dem Konzertfilm tut das definitiv gut.

Was an diesem Konzertfilm besonders gefällt, ist die ruhige Kameraführung und der brillante Sound. Besonders mit dem  5.1-Mix wird gezeigt, wie man ihn für einen Live-Mitschnitt nutzen sollte. An diesem Mix können sich viele andere Konzertfilme ein Beispiel nehmen. Hier werden wieder einmal Standards gesetzt. Daher ist der erste Platz mehr als gerechtfertigt.

A Strange Hobby – noch einmal Nick Mason in Leipzig

Im Leipziger Haus Auensee stand der Abschluss der Deutschlandtournee von Nick Mason‘s Saucerful of Secrets auf dem Programm. Mir kam es so vor, als sei die Band in Leipzig noch etwas knackiger und kompakter unterwegs gewesen als am Abend zuvor in Berlin und in Rostock.

Auf jeden Fall nimmt die Spielfreude nicht ab – im Gegenteil. In Stücken wie Interstellar Overdrive wird tatsächlich jeden Abend etwas improvisiert. Da tauchen auf einmal im Mittelteil Sounds und Riffs auf, die sonst nur noch in der Early-Years-Box herumschwirren.

Die Bühne im Haus Auensee wird von einem überbreiten, halbkreis-förmigen Stuckfries beherrscht, der beim geneigten Zuschauer zunächst eine entsprechende Assoziationskette zu den ganz großen Namen auslöst: Crystal Palace Bowl(auch am See), Hollywood Bowl, Radio City Music Hall!

Auf den zweiten Blick erinnert die Jahrhundertwende-Architektur des späteren „Jugend-, Tanz- und Freizeitzentrums“ (ehemals „Luna-Park“ – wie passend!) dann doch eher an die zahllosen „Theatre“ und „Ballrooms“, in den dieses merkwürdige und furiose Frühwerk vor fast 50 Jahren seine Erstaufführung erlebte. Die Wiederaufführung in Leipzig-Wahren war ein -weiteres- Fest.

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Nick Masons Frühwerk-Schau in Rostock

Nick Mason Rostock

Die Deutschlandpremiere der Saucerful of Secrets“-Konzertreihe fand in einem unwirtlichen Gewerbegebiet unweit des Rostocker Fischereihafens statt. Der Veranstaltungsort Moya in der ehemals volkseigenen Rostocker Zündwarenfabrik war für diese Tournee und den Pink Floyd-Kosmos eher unüblich gewählt. Als kleinste Spielstätte der Tour und –ursprünglich – als Stehplatzkonzert auch etwas günstiger anberaumt, hatte der Ort aber durchaus seinen Reiz.

Pink Floyd-Schlagzeuger Nick Mason macht seit diesem Frühjahr – völlig überraschend – Fan-Träume wahr und spielt mit einer neu zusammengestellten Band kreuz und quer durch das Frühwerk der Band, welches von seinen ehemaligen Kollegen und der Vielzahl an Coverbands weitestgehend ignoriert wird (einige löbliche Ausnahmen bestätigen diese Regel). Masons Truppe spielt dieses Material mit Verve und unübersehbarer Spielfreude. Dabei hält man sich nicht sklavisch an die Originale sondern interpretiert sie bisweilen neu – würdevoll und Geiste der ursprünglichen Komposition.  Weiterlesen

Der “Mark-Knopfler-isierung” erfolgreich aus dem Weg gehen – David Gilmour Tourauftakt 2006 in Dortmund und Hamburg

Das mit Spannung erwartete erste Konzert am 11.03.2006 im Konzerthaus Dortmund war wohl das »kleinste« der On an Island Tour (abgesehen von den “irregulärern” Geburtstags- / Mermaid- / Abbey-Road-Shows). Das Konzret zum Auftakt in einem Saal vor nur 1000 Leuten war schon sehr intim und “low-key” für DG/PF-Verhältnisse. Der zweite Teil des Abends war dann auch ganz im Sound und Geiste von Pink Floyd in Ihrer frühen Hochphase von 1970 – 73: Bei den leisen Stellen war das Publikum muksmäuschenstill und andächtig – so sollte es sein. Weiterlesen

Pink Floyd 1994 in Hannover

Dieses ursprünglich für den 23. August geplante Konzert, fand tatsächlich am 16. August statt, da später in der Tourplanung ein weiteres Zusatzkonzert in Hannover am 17. August nachgeschoben wurden, das allerdings zu einer verregneten Angelegenheit werden sollte.

Nach dem Kölner Konzert am 2. August, das wir aus den ersten Reihen miterleben durften, gab es hier für uns ein ganz andere Perspektive. Diesmal saßen wir auf der Tribüne gegenüber der Bühne. Später erlebten wir noch das Konzert in Gelsenkirchen aus der Mitte des Innenraums. Beruhigende Feststellung: Auf Pink Floyd Konzerten gibt es praktisch kaum schlechte Plätze. Die Show erreicht einen an den unterschiedlichsten Stellen auch in riesigen Stadien, und jeder der drei Positionen hatte ihren speziellen Charme.

Eine große Auswahl hatten wir auch gar nicht. Damals (im Dezember 1993) musste man nehmen, was der lokale Tickethändler an Karten zugeteilt bekam. Bei uns war es eben die Tribüne Block F Süd. Eine stadionweite Saalplanbuchung gab es damals noch nicht. Dafür gab es noch hübsche, individuelle Tickets für die einzelnen Konzerte. Weiterlesen

Pink Floyd 2. August 1994 Köln

Am 2. August 1994 besuchte ich zusammen mit meinem Bruder das Pink Floyd-Konzert im Müngersdorfer Stadion in Köln. Ich war sechzehn und es sollte meine erste Pink Floyd-Show sein und das erste Stadionkonzert, das ich sah. Mein Bruder hatte die Band schon 1989 an gleicher Stelle auf der „Another Lapse“-Tour gesehen und mich mit seiner Begeisterung für die Musik angesteckt.

Wir wollten uns nicht schonen und setzten uns nach dreistündiger Anfahrt erstmal weiter drei Stunden vor den Eingang um auf die Einlass zu warten. Nach den Kontrollen stürzten wir mit einigen hundert anderen Fans ins Stadion um in den „Front of Stage“ Bereich – so nennt man das heute, damals war es wohl eines der ersten Tourneen, die einen Sicherheitsbrecher ca. 30-40 Meter vor der Bühne hatten, Weiterlesen

Pink Floyd 18.06.1989

18. Juni 1989, 18 Uhr, Köln, Müngersdorfer Stadion vor gut 20 Jahren. Noch drei Stunden bis zu meinem ersten Pink Floyd Konzert, meinem ersten Stadionkonzert, meinem ersten Konzert überhaupt. Hier stand ich nun, 16 Jahre alt, zusammen mit drei Schulfreunden in der knallenden Sonne und wartete voller Vorfreude. Seit Monaten fieberten wir diesem Ereignis entgegen. Kritzelten ständig Dinge wie “noch 72 Tage, 11 Stunden und 17 Minuten bis zum Konzert” auf das Schulmobiliar. Ein paar Monate zuvor hatte mich ein Freund mit in den Film “The Wall” geschleppt, der in der Kamera, einem Bielefelder Programmkino lief. Der Film haute mich um. Als ich dann ein paar Tage später das Album “The Wall” hörte, war ich ein zweites Mal platt: Das war nicht einfach eine Aneinanderreihung von Songs, kein Soundtrack, das war die akustische Version des Films, die deutlich VOR dem Film entstanden ist. Von da an war im vom Pink Floyd Virus infiziert.

Es war Ende 1988 und folgerichtig kaufte ich mir als erstes A Momentary Lapse Of Reason, gefolgt von Delicate Sound Of Thunder. Als die 89er Konzerte angekündigt wurden stand für mich fest: Da muss ich hin! Mit drei gleichgesinnten Schulfreunden machten wir uns an das Projekt 18.06.89. Weiterlesen

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