
Der Reiz eines Kraftwerk Konzerts liegt oftmals an der Kombination mit dem Aufführungsort. Das wurde hier im Blog bereits thematisiert. Ein königlicher Park in den Niederlanden bietet sich für ein Sommerkonzert geradezu an.
Nach der 3D- und der Fassadenprojektions-Tour der letzten beiden Jahre kehren Kraftwerk nun mit der Multimedia-Tour zurück. Diesmal gibt es etwas überarbeitete Grafiken auf einer superscharfen LED-Wand, sonst nicht viel Neues. Daher hatten wir uns Kraftwerk 2025 eigentlich auch sparen wollen, als ein Auftritt bei den Jazz Open in Stuttgart im Rahmen einer European Summer-Festival-Tour angekündigt wurde. Stuttgart war einfach zu weit weg. Kurze Zeit später kam das Konzert im königlichen Park nahe Amsterdam hinzu. Das ist gut und ohne Übernachtung von uns auch zu erreichen. Die Karten waren schnell gebucht. Konnte ja niemand ahnen, dass einige Zeit später noch eine Winter-Indoor-Tour hinzukommt, bei der es neben Terminen an den üblichen Orten wie Berlin, München und Düsseldorf auch Auftritte an Orten wie Bielefeld oder Lingen gibt. Egal, SRT-OWL wird zusätzlich in Bielefeld dabei sein, die Berliner Sektion in Berlin.
Also rauf auf die A30 und ab in den königlichen Park, in dem jeden Sommer eine Konzertreihe stattfindet.

Der zuvor gebuchte Parkplatz liegt in einem Wäldchen direkt neben dem Park. Wir entdecken auf die schnelle nur ein anderes Fahrzeug mit deutschem Kennzeichen. Auch später im Park sind praktisch keine deutschen Stimmen zu hören. Anders als bei den Konzerten in Amsterdam sind hier überwiegend Niederländer vor Ort. Auch mal angenehm. Angekommen sind wir auf einem großen Gartenfest. Um 18 Uhr hätte man sich auch mit unseren Tribünen-Karten einen Stehplatz in der ersten Reihe ergattern können. Gähnende Leere vor der Bühne, leere Tribünen. Kein Wunder, hier knallte die Sonne vom blauen Himmel.

Das Volk feierte im Schatten der Bäume hinter den Tribünen an den reichlich vorhandenen Food-Trucks und Getränkeständen. Dazu spielte eine Partyband auf einer kleinen Bühne. Zahlreiche Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen ein. So lässt sich das Warten auf den Konzertbeginn aushalten. Zwischenzeitlich laufen überlebensgroße Papageienpuppen auf Stelzen durch das Publikum, später sogar Giraffen. Eine große Gartenparty mit anschließendem Kraftwerk-Konzert auf der Sommerbühne.

The Man Machine

Selbige kommen erst um 21 Uhr auf die Bühne. Die Sonne hat sich zwischenzeitlich weit genug abgesenkt und ist hinter einem leichten Wolkenband verschwunden. Die Tribünen sind plötzlich voll und auch der Raum vor der Bühne bis weit hin zu den Seiten ist rappelvoll. Geschätzt knapp 8.000 Zuschauer warten nun auf die Mensch Maschine.

Seit 20.45 Uhr wabern die üblichen Pings und Pongs durch die PA, dann kommt die übliche Ankündigung per Vocoder: „Meine Damen und Herren, Ladies and Gentlemen, heute Abend: Die Mensch-Maschine – Kraftwerk!“

Der Sound war glasklar, aber etwas zu leise. Schon im Vorfeld sind uns die beschaulichen Subwoofer vor der Bühne aufgefallen. Der übliche Bassdruck fehlte. Vermutlich nutzen Kraftwerk hier die PA der Sommerbühne und keine eigene Anlage. Das Licht-Equipment der anderen Konzerte hing völlig ungenutzt auch noch über den Köpfen der vier Maschinisten. Lediglich beim Abgang der Musiker nach Musique Non Stop wurde ein einzelner Spot zur Vorstellung der Musiker genutzt. Sonst kamen während des Konzertes nur ein paar Washer zum Einsatz, um den Palast hin und wieder zu illuminieren. Lediglich bei The Robots wurde etwas rotes und weißes Licht zusätzlich zur LED-Leinwand auf der Bühne eingesetzt.

Erfreuliche Abwechselung: Einige Songs gibt es mal wieder in der englischen Version zu hören. Radioactivity erscheint mir gegenüber der Version aus dem Vorjahr etwas gekürzt worden zu sein. Ralfs Stimme klingt hier und da etwas brüchig. Kleinere Patzer lassen den Kenner wie üblich Schmunzeln.
Musique Non Stop

Etwas nervig hingegen ist die inzwischen immer gleiche Setlist. Gerade hatten wir noch Neil Young für seinen Variantenreichtum gelobt. Davon könnten sich Kraftwerk doch mal inspirieren lassen. Bei der Winter-Indoor-Tour mit seinen zahlreichen Stationen in Deutschland wird es einige Fans geben, die mehr als ein Konzert besuchen. Ich habe mir mal ein paar Gedanken zu einer etwas variableren Setlist gemacht:

Numbers ist zwar ein schöner Opener, aber auch mit Autobahn könnte man ebenso würdig in ein Kraftwerk Konzert einsteigen. Hier könnte man problemlos Blöcke tauschen und so für einen anderen Flow in der Setlist sorgen. Ich liebe La Forme, aber ebenso Aéro Dynamik. Warum nicht abwechselnd? Ebenso könnte das etwas langweilige Planet of Visions gut mit Vitamin und Elektro Kardiogramm alternieren.

Airwaves und Tango zünden bei mir nicht, also raus damit und durch Taschenrechner und Schaufensterpuppen ersetzen. Roboter als Zugabe ist klasse, könnte aber auch hin und wieder die Position mit Man Machine tauschen, um den Abend interessanter werden zu lassen.

Einige Blöcke werden demnach nur von Abend zu Abend verschoben, einige Songs alternierend ausgetauscht. Fixpunkte wie Das Model, Radioaktivität und die Tour de France Sektion müssen natürlich erhalten bleiben.

Falls jemand die BTX-Nummer von Ralf Hütter hat, bitte einfach mal meinen Vorschlag weiterleiten:
(Autobahn|Numbers / Computer World / Computer World 2)
Home Computer / It’s More Fun to Compute
Spacelab
Taschenrechner
(The Man-Machine|The Robots)
(Electric Café|Sex-Objekt|Telefonanruf)
(Autobahn|Numbers / Computer World / Computer World 2)
Schaufensterpuppen
The Model
(Neon Lights|Metropolis)
Geiger Counter
Radioactivity
Tour de France / Tour de France Étape 3 / Chrono / Tour de France Étape 2
Trans-Europe Express / Metal on Metal / Abzug
(La Forme|Aéro Dynamik)
(Planet of Visions|Vitamin|Elektro Kardiogramm)
Boing Boom Tschak / Techno Pop / Musique Non Stop
Encore:
(The Robots|The Man-Machine)

Setlist
Die tatsächliche Setlist sah dann so aus:
Numbers / Computer World / Computer World 2
Home Computer / It’s More Fun to Compute
Spacelab
Airwaves
Tango
The Man-Machine
Electric Café
Autobahn
Computer Love
The Model
Neon Lights
Geiger Counter
Radioactivity
Tour de France / Tour de France Étape 3 / Chrono / Tour de France Étape 2
Trans-Europe Express / Metal on Metal / Abzug
La Forme
Planet of Visions
Boing Boom Tschak / Techno Pop / Musique Non Stop
Encore:
The Robots