Bereits mit ihrem Debutalbum K gelang Kula Shaker Mitte der 90er Jahre der große Wurf. Die Mischung aus Britpop und Psychedelic-Rock, gewürzt mit indischen Einflüssen zündete und bracht gleiche eine Nummer 1 in den UK-Album-Charts. Das zweite Album, mit dem sie mich dann erreichten, namens Peasants, Pigs & Astronauts, durften sie auf David Gilmours Hausboot Astoria produzieren. Es kam zwar nicht an den Erfolg des Vorgängers heran, enthielt aber trotzdem eine Menge guter Songs. Trotzdem verließ Crispian Mills, der charismatische Kopf der Gruppe, 1999 die Band und gründete mit mäßigem, Erfolg eine neue Band.  Kula Shaker waren erstmal Geschichte. 2006 fanden sie wieder zueinander und tourten mehrfach durch die Welt. Es kamen auch ein paar Alben dabei heraus (u. a. K 2.0), die aber keinen großen Eindruck hinterließen. So verschwanden sie auch erstmal von meinem Radar

Nachdem Henning die Band im Laufe der Jahre bereits dreimal in Berlin gesehen hatte, war es nun auch für mich an der Zeit, Kula Shaker einmal live zu sehen, denn einen Ruf als gute Live-Band hatten sie durchgehend. Ein Sprung zurück in die 90er ist immer mal wieder schön. Zur Auswahl standen im Herbst der Heimathafen in Neukölln, das Übel & Gefährlich in Hamburg oder das Bürgerhaus Stollwerk in Köln.

Hey Dude

Das Bürgerhaus wirkte da noch am einladensten und die Konzertreise war ohne Übernachtung zu bewältigen. Also ging es nach Köln. Frühzeit am Bürgerhaus eingetroffen sicherte ich mir einen (kostenlosen) Parkplatz hinter dem Bürgerhaus, direkt neben dem Tourbus. Ideal für Autogrammjäger, aber ich hatte gar nix zum Unterschreiben dabei – egal.

Das Bürgerhaus liegt gut erreichbar direkt am Rhein. Hier muss man allerdings aufpassen, dass man sich nicht im Termin vertut, sonst landet man auch schon mal bei Indoor-Flohmarkt mit Kinderschminken. Hier stieß Oliver zu mir, der per Bahn angereist war. Nach der Stärkung durch einen Lukas-Podolski-Döner ging es dann auch gleich rein ins Bürgerhaus.

Heute füllte sich der Saal schnell mit Publikum unserer Alterskohorte, zu der auch die Band zählt. Es gab kaum Ausreißer nach unten oder oben. Die Fans hatte man damals wohl allesamt in den 90ern eingesammelt. Der große Saal soll knapp 600 Personen fassen. Geschätzt hätte ich deutlich mehr Zuschauer. Der Laden war proppenvoll. Schnell stieg die Temperatur und es war T-Shirt-Wetter bereits nach der Vorband.

Den Abend eröffnete Onk Lou, die österreichische Antwort auf Tenacious D. Ganz unterhaltsam und passend. Nach kurzer Umbaupause ging es dann los. Auch lange nicht mehr erlebt, dass vorher ein glimmendes Bündel Räucherstäbchen auf der Bühne platziert wurde.

I hear the sound of drums

Mit Hey Dude und Sound of Drums startet Kula Shaker den Abend fulminante. Zwei sichere Nummern, das Publikum tobt. Crispian Mills springt und tobt über die Bühne, das Publikum dankt es ihm. Es ist eine One-Man-Show. Crispian dominiert die Bühne. Alonza Bevan am Bass und Paul Winterhart an den Drums geben zwar auch ihr Bestes, können mit Ihrer Ausstrahlung aber bei weitem nicht an den Bandleader heranreichen.

Inzwischen ist auch Gründungsmitglied Jay Darlington wieder an den Keyboards mit dabei. Er wirkt hingegen manchmal wie die Karikatur einer Mischung aus Jon Lord und Leo aus der Serie die wilden 70er. Aber auch er leistet gute Arbeit.

No filler just killer

Nach dem sicheren Einstieg geht es weiter mit zwei neuen Songs vom kommenden Album Natural Magick. Auch diese Songs reihen sich nahtlos in den typischen Kula Shaker Sound ein. Das neue Album und Material von den beiden Erstlingswerken dominieren die Setlist. Unglaublich, welche Energie sich auf und vor der Bühne entfaltet, wenn die Band 90 Minuten am Stück durch ein gefühltes Hitfeuerwerk prescht. Crispian gibt alles. Jeder Song ein Treffer, nie wird der Schubhebel auch nur Ansatzweise zurückgenommen.

Der Abschluss des Main-Sets ist mit der Kombination von 303, Tattva und Hush Großartig. Als Zugabe gibt es dann die Kombination aus The Great Hosannah und Govinda

So geht ein perfekter Abend zu Ende. Endlich ist man nach einem Konzert im T-Shirt mal wieder durchgeschwitzt und muss aufpassen, dass man sich beim Verlassen des Gebäudes in der kalten und regnerischen Kölner Oktobernacht keine Erkältung holt. Die Sitzheizung sorgt für wohlige Wärme auf der zweistündigen Rückfahrt durch Dauerregen. Die Autobahn ist fast Menschenleer. Außer mir ist scheinbar nur die Energiewende in Form von Schwertransporten mit Windrädern unterwegs.

Setlist:

Hey Dude

Sound of Drums

Indian Record Player

Gaslighting

Infinite Sun

Whatever It Is (I’m Against It)

Waves

Grateful When You’re Dead / Jerry Was There

Natural Magick

Shower Your Love

2STYX

Song of Love / Narayana

303

Tattva

Hush

Great Hosannah

Govinda