Nick Mason’s Saucerful of Secrets bieten die Chance, Pink Floyds Frühwerk auch Orten zu hören, an denen es auch schon vor 50 Jahren vom Original-Quartett zur Aufführung gebracht wurde: Meistersinger-, Laiz-, Philippshalle, Circus Krone – funkelnde Namen aus der gut sortierten Bootleg-Sammlung. Unsere Wahl fiel auf die Halle Münsterland nahe der Sigge-Rocktours-Zentrale in Ostwestfalen. Im Februar 1971 spielten Pink Floyd in der langgestreckten Halle deren Tonnengewölbe als sogenanntes “Zollingerdach” errichtet wurde: ein elegantes, rautenförmiges Raum-Tragwerk aus verschraubten Brettern. Darunter baumeln die Kronleuchter. So stimmungsvoll der Innenraum, so belanglos und uninspiriert das komplett verbaute Drumherum dieses Messe- und Kongresszentrums. 

Innen hui: Zollingerdach
Außen – Nun ja

Die seit einigen Jahren bekannten, tollen Fotos von Christoph Preker zeigen, dass damals die ganz Halle voll war, für Nick Mason’s Saucers würde die Halle heutzutage halbiert, hüstl.

https://www.antennemuenster.de/artikel/vor-50-jahren-pink-floyd-live-in-muenster-873831.html

Arne hat hatte über soziale Medien dem Saucers-Erfinder Lee Harris die Geschichte der 1971 in London vergessenen “Atom Heart Mother“-Partituren für Orchester und Chor vor Ort gesteckt – promt erzählte Nick Mason diese Anekdote am Abend auf der Bühne. Vermutlich hat ihn gefreut, dass ein Porsche der Nordrhein-westfälischen Autobahnpolizei darin eine Rolle spielte.

Wir erlebten ein intimes, konzentriertes Konzert vor enthusiastischem und aufmerksamen Publikum. Am Set änderte sich nix, “Interstellar Overdrive” bliebt weiter außen vor – schade, aber wir wollen uns mal beim dem langen Set nicht beschweren! Es gab noch einen spontanen Extra-Witz am Gong (Mason meinte, er habe im Vergleich zu Roger Waters auch einen besonders sanfte und wohlklingende Technik beim Anschlag dieses Instruments… ).

Ansonsten gilt auch in Münster: Einfach nur toll, dass diese – im Vergleich zum späteren Werk der Floyd – etwas abseitige und fast vergessene Musik so kraftvoll und inspiriert aufgeführt wird. Die Syd-Hits Emily, Lucifer und Arnold klingen jedes mal frisch und poppig, die epischen Stücke aus 1969-71 erhaben wie eh und je. Candy and Currant Bun – ein überraschender Ohrwurm.

Was noch?

Burning Brides kam für mich bei zweiten Mal etwas überzeugender daher, ein hübscher Song und ein tolles Slidegitarren-Duo. Allerdings nimmt das bedächtige Lied doch etwas das Tempo aus dem Set.

Nach dem Seagull-Break in Echoes fiel mir auf wie Guy Pratt die Grundtöne der Akkord-Folge per Echo und Volume-Pedal einblendet – bevor die beiden Palm-gemuteten Gitarren den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre erlebbar machen. Cool.

Auf ein paar der einstudierten Tanzeinlagen, Abklatscher und die Werbung für den Raconteurs-Podcast könnte ich ehrlich gesagt verzichten, aber andererseits transportiert die Band solch eine positive Grundstimmung und Freude am Spiel, dass auch solche Kleinigkeiten nicht weiter stören.

Ein schöner Abschluss der diesjährigen Tournee für uns. Wir würden uns jedenfalls über weitere  Ausflüge mit dieser Band freuen, denn jetzt sind wir Verehrer dieser Phase der Bandgeschichte natürlich angefixt und hätten da wohl noch ein paar unverbindliche Vorschläge: Careful with that Axe, Cymbaline, Embryo, Apples & Oranges, Free Four, Mathilda Mother

Wir verabschieden bis auf weiteres in die Sommerpause und halten uns dabei an den Rat, den Syd seinem Lucifer Sam auf den Weg gab:

“Lucifer, go to sea

Be a hip cat

Be a ship’s cat

Somewhere – anywhere”