More Games for May
Die Tickets für dieses Konzert kauften wir im November 2019, einige Wochen nachdem wir die zweite Auflage der Europatour von Nick Mason’s Saucerful of Secrets in Ulm und Amsterdam gesehen hatten. Schon bei diesem Leg zeigte sich eine gewisse Motivationsmüdigkeit im SRT-Team. Trotzdem war nach dem tollen Konzert im Vorjahr (2018) im Tempodrom die für 2020 geplante Show gesetzt, ebenso das Konzert an (floyd-)historischem Ort, der Halle Münsterland.
Die für den Mai angekündigte Tour trug den Namen „More Games for May“, als Anspielung auf das Pink Floyd Konzert am 12. Mai in der Queen Elizabeth Hall im Jahre 1967. In den ersten Tagen der Pandemie hofften wir noch darauf, dass „die Sache bis Mai ja durch sein sollte.“ Naja…
Time
Tatsächlich hatten die zwei Jahre Verzögerung aber einen guten Einfluss auf das Konzert. Nicht nur das SRT-Team war wieder hungrig nach den Saucers. Auch dem Sound hatte die Pause gut getan. Von fast allen Bandmitgliedern hörte man in den letzten zwei Jahren, dass sie an ihrem Gear-Setup arbeiteten. Optisch am auffälligsten war natürlich Nicks neues Drum-Kit im Hokusai-Wave-Design und Guys zusätzliche Pedal-Board. Im Mix fiel diesmal besonders die Präsenz von Guys Bass auf.
Die Bühne wuchs nur unwesentlich, der Backdrop-Screen ist nun etwas größer und in 3 Segmente aufgeteilt und wird von drei statt einem Beamer bespielt. Dafür haben sich hier Animation bei allen Songs als Teil der Lightshow etabliert. Das Lichtbesteck wirkt sogar etwas ausgedünnt, aber immer noch effektiv, dafür weniger Beam-lastig.
Vor Beginn der Europa-Tour lagen bereits rund 20 Konzerte eines UK-Legs hinter der Band. Auch Berlin lag als 19. Konzert nicht gerade am Anfang der Tour. Die Band war also eingespielt. Auch Werner berichtete das bereits vom Wiener Konzert. Bestens. Obwohl wir damit leben mussten, dass Interstellar Overdrive inzwischen aus der Setlist geschmissen wurde.
Die Setlist ist um einige Songs gewachsen. Ein größerer Brocken (s. u.) sorgt dafür, dass die Show nun in zwei Sets plus Encore gespielt wird.
Songs wie Lucifer Sam oder The Nile Song kamen in einer wunderbar knackigen Version daher. Atom Heart Mother bleibt in der If-Klammer immer noch ein einfach gutes Stück, das Spaß macht. Eine Neuling in Setlist war Candy And A Currant Bun, das sich zu einem gefährlichen Ohrwurm entwickelt hat. Burning Bridges, ein anderer Neueinsteiger blieb für mich dafür farblos.
Set The Controls For The Heart Of The Sun war ein toller Set-Closer des ersten Sets unter viel Einsatz von Garry Kemp an den Drehknöpfen seiner Effektpedale.
Echoes
Im Laufe der Pandemie ändert die Tour ihren Namen zur „The Echoes-Tour“ und gab damit einen Hinweis auf eine gefeierte aber doch verwunderliche Setlist-Ergänzung. Hatten nicht auch Guy Pratt immer wieder betont, dass es bei dem Song um den musikalischen Dialog zwischen Rick Wright und David Gilmour ging. 2006 waren Rick und Guy mit Gilmour auf Tour und Echoes der Höhepunkt eines jeden Konzertes. Nach Ricks Tod waren sich Gilmour und Pratt einig, dass man den Song nicht mehr spielen sollte. Beim Konzert in Pompeii 2016 machten Gilmour und Pratt das auch nochmal deutlich, als im Publikum die Rufe nach Echoes aufkamen.
Inzwischen hat zumindest Guy Pratt seine Meinung geändert, denn wenn sowohl Gilmour als auch Wright nicht mitspielen, kann man den Song auch anders angehen. Um es vorweg zu nehmen: Es ist der Band gelungen, eine würdevolle Alternative zu schaffen.
Der Schlüssel dazu sind zwei Gitarristen, mit denen man dem direkten Gilmour-Vergleich ausweichen kann.
Der besagte musikalische Dialog findet nun zwischen Gary und Dom satt. Deutlich kompakter. Anschließend steigt Lee Harris in die dramatische Seagull-Section ein, optisch etwas anders angelegt als der Schöpfer dieses wohligen Kreisch-Lärms tut.
Dann folgt die majestätische Rückkehr zum ursprünglichen Song-Konstrukt. Hier schlägt die Stunde von Nick, denn in dieser Version dauert die “Wiedereintritts”-Phase erheblich länger und wird von Nick und Guy dominiert. Die Seqenz wird zu so etwas wie einem Mason Solo: Das beschwingte Becken-Gedengel weicht herrlich rumpligen Läufen über die Toms. Ein monumentaler Trommelwirbel leitet dann in den mytischen Höhepunkt des Epos über.
Anschließend kommen wieder Lee und Gary zum Zuge. Während Mark Brickmann Gilmour an dieser Stelle 2006 mit einem Stahlgewitter aus seinen Lichtkanonen begrüßte, werden wir heute optisch dezent illuminiert empfangen. Ein Vergleich ist da zwecklos. Es ist ein anderer Ansatz und auch der ist gut und taugt als einer der Konzert-Höhepunkte.
Childhood’s End
Bei einem bedeutenden Namensgeber an den Drums mit Jahrgang 1944 können zwei Jahre schon bedeutenden Einfluss auf die Kondition und Gesundheit und somit auf die Tourplanung haben.
Corona hat auch weiterhin die Konzertbranche im Griff. Tickets verkaufen sich vielfach nur schleppend oder spontan und Konzerte stehen weiterhin auf wackligen Füßen. Gerade hatten wir die Halle betreten, da kam die Nachricht rein, dass die Rolling Stones ihr Amsterdamer Konzert kurzfristig wegen einer Corona-Erkrankung von Mick Jagger absagen. Wenige Minuten später verkünden Automatic die Absage ihres Berliner Konzerts. Wir hoffen auf eine Wiederholung des gelungenen Konzertabends in ein paar Wochen in der Halle Münsterland.
Setlist:
Set 1
01. One Of These Days
02. Arnold Layne
03. Fearless
04. Obscured By Clouds
05. When You’re In
06. Candy And A Currant Bun
07. Vegetable Man
08. If
09. Atom Heart Mother
10. If (Reprise)
11. Remember A Day
12. Set The Controls For The Heart Of The Sun
Set 2
13. Astronomy Domine
14. The Nile Song
15. Burning Bridges
16. Childhood’s End
17. Lucifer Sam
18. Echoes
Encores
19. See Emily Play
20. A Saucerful of Secrets
21. Bike
Outro
I’m a King Bee