Die Deutschlandpremiere der „Saucerful of Secrets“-Konzertreihe fand in einem unwirtlichen Gewerbegebiet unweit des Rostocker Fischereihafens statt. Der Veranstaltungsort Moya in der ehemals volkseigenen Rostocker Zündwarenfabrik war für diese Tournee und den Pink Floyd-Kosmos eher unüblich gewählt. Als kleinste Spielstätte der Tour und –ursprünglich – als Stehplatzkonzert auch etwas günstiger anberaumt, hatte der Ort aber durchaus seinen Reiz.
Pink Floyd-Schlagzeuger Nick Mason macht seit diesem Frühjahr – völlig überraschend – Fan-Träume wahr und spielt mit einer neu zusammengestellten Band kreuz und quer durch das Frühwerk der Band, welches von seinen ehemaligen Kollegen und der Vielzahl an Coverbands weitestgehend ignoriert wird (einige löbliche Ausnahmen bestätigen diese Regel). Masons Truppe spielt dieses Material mit Verve und unübersehbarer Spielfreude. Dabei hält man sich nicht sklavisch an die Originale sondern interpretiert sie bisweilen neu – würdevoll und Geiste der ursprünglichen Komposition.
So wird gleich zu Beginn das legendäre Interstellar Overdrive-Riff am eine einen abgehackt-verstolperten Anschlag variiert, was eine zusätzliche punkige Schärfe verleiht.
Überhaupt ergibt es durch die Konstellation mit zwei wechselnden Lead-Gitarren einen etwas raueren, rockigeren Charakter als auf den Pink Floyd-Studio- und Liveaufnahmen. Lee Harris von den Blockheads und Gary Kemp von Spandau Ballett spielen hier mit sichtlicher Begeisterung und legen sich voll in Ihre Parts rein.
Die selbst gewählte Beschränkung auf das Frühwerk ist eine hervorragende Idee. Schon nach wenigen Songs wird sofort deutlich, was für ein vielseitiges und abwechslungsreiches Repertoire Pink Floyd – notgedrungen auch dem frühen Abgang des Hauptkomponisten Syd Barrett geschuldet – von 1967 bis 1972 erarbeitet hat. Poppige Singles stehen neben experimentellen Klangexperimenten, sphärische Soundtracks neben Roger Waters’ frühen und zarten Balladen.
Einen der viel Höhepunkte stellt eine sensationelle Version von Set The Controls for the Heart of the Sun dar, bei der Mason – wie er scherzhaft voranstellte – endlich mal den Gong bedienen darf und sich mit den Puschel-Sticks in einen Pompeji-mässigen Rausch zu spielen scheint.
Die beiden legendären Syd-Singles Arnold Layne und See Emily Play werden ohne Schnickschnack als knackige Rocksongs präsentiert, gedrückt von den beiden Gitarren – sauber! Dazu gesellt sich ein punkig-rotzig vorgetragenes Vegetable Man. Irre gut!
Das dröhnend-schwebende Instrumentalstück Obscured by Clouds/When You’re In schiebt die Band lässig vor sich hin. Mason spielt zurückhaltend -oder eben hocheffizient- seine Signatur-Fills kommen immer wenn nötig und dann mit einer lässigen Präzision.
Hier und dann sind ein paar Patzer zu bemerken – so verschläft Mason unter dem Gelächter seiner Kollegen und des Publikums seinen Einsatz im zauberhaften Green is the Color. Geschenkt! – am dritten Stopp der Tour wieso. Aber an diesem Abend geht es ja auch nicht um Perfektion oder ein überwältigendes Gesamtkunstwerk, sondern um Spielfreude und das Wiederentdecken vergessener Schätze. Es ist ein unheimliche Vergnügen zuzusehen, mit welcher Freude und Lust Nick Mason hier endlich wieder frei aufspielt. Man hat den Eindruck, er hat 25 Jahre lang darauf warten müssen.
Mit Saucerful of Secrets kam im Zugabenteil ein weiteres Floyd-Schlachtross zur längst überfälligen, amtlichen Wiederaufführung. Nach 46 (!) Jahren, wenn ich richtig nachgeschaut habe. Im Vergleich zu den Club-Auftritten im Mai durch das unheilschwangere Intro und den krawalligen Mittelteil ergänzt, erstrahlt dieser psychedelische Trauermarsch in neuem Glanz. Was für ein hymnischer, bewegender Abschluss – ein Verneigung vor dem Verstorbenen Rick Wright, dessen wunderschöne, erhabene Akkordfolge hier zelebriert wird. Grandios!
Ein toller Abend in Rostock, der Lust macht auf mehr. Das Sigge-Rocktours-Team begleitet Nick Mason’s Tournee noch hier und da.
Das Sigge Rocktours Team begleitet Nick Mason und seine Saucherful of Secrets in:
- Rostock
- Amsterdam
- Düsseldorf
- Berlin
- Leipzig